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Suchtprävention

Suchtmittel-Info: Tabak

Nikotin – betäubendes Gift im Tabak

Nikotin ist der Hauptwirkstoff der Tabakpflanze. Nikotin ist farblos, wasserlöslich und hat einen betäubenden Geruch. Nikotin kann auch synthetisch hergestellt werden. Sogenanntes Rohnikotin wird als Schädlingsbekämpfungsmittel in Landwirtschaft und Gartenbau eingesetzt. Die Tabakpflanze, in der das Nikotin enthalten ist, gehört zu den Nachtschattengewächsen und wird vorwiegend in subtropischen Gebieten angebaut. Getrocknet und geschnitten wird die Pflanze zu Zigaretten, Zigarren oder Pfeifentabak verarbeitet. Tabak ist eine legale Droge, die auf den Körper und die Gefühle des Menschen wirkt.

Rauchen, Schnupfen, Kauen und Dampfen

Tabak wird als Zigarette, Zigarre oder Pfeifentabak geraucht oder in Form von E-Zigaretten gedampft. Das Schnupfen geriebenen Tabaks oder das Kauen von Tabakblättern ist heute sehr selten geworden. Zigarettenrauchen ist mit großem Abstand die häufigste Form, Nikotin zu konsumieren. Der Raucher reguliert die Nikotinzufuhr durch die Häufigkeit und Stärke des Zugs an der Zigarette. Leichte Zigarettenmarken mit geringem Nikotingehalt führen daher meist zu höherem Konsum oder kräftigerem Einatmen des Rauchs.

E-Produkte

Auf dem Markt kommen seit wenigen Jahren die neuartigen E-Produkte wie E-Zigaretten oder E-Shishas dazu. Dementsprechend gibt es nur wenige wissenschaftliche Untersuchungen zu den gesundheitlichen Folgen dieser Form des Konsums. Die Geräte bestehen aus einer Stromquelle, einem elektrischen Vernebler und einer auswechselbaren Kartusche mit einer Flüssigkeit (Liquid), die durch das Saugen am Mundstück vernebelt und inhaliert wird. Hauptbestandteile der Flüssigkeit sind Propylenglykol und/oder Glyzerin, Aromen (z.B. Tabakaroma, Fruchtaromen, Schokolade, Menthol und viele andere) und in der Regel Nikotin; es gibt aber auch nikotinfreie Liquids.

(Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.) Elektrische Zigaretten – ein Überblick, Heidelberg, 2013)

Neben dem herkömmlichen Zigarettenkonsum stellen die E-Produkte eine eigenes Risiko dar, weil zum einen die enthaltenen Inhaltsstoffe noch nicht ausreichend erforscht sind um eine Gefahr auszuschließen und zum anderen der Nikotingehalt beliebig verändert werden kann. Durch die verschiedenen Geschmacksrichtungen der Liquids werden vor allem auch Nichtraucherinnen und Nichtraucher angesprochen.

Die Wirkung

Nikotin gelangt über die Schleimhäute in die Blutbahn und so ins Gehirn. Von dort beeinflusst es das gesamte Nervensystem und kann sowohl anregende als auch entspannende Wirkung haben. Nikotin wirkt sehr schnell. Beim ersten Konsum reagiert der Mensch in der Regel mit Übelkeit und Schwindel. Doch der Körper gewöhnt sich schnell an Nikotin. Raucher beschreiben folgende angenehme Wirkungen:

  • Beruhigung bei Nervosität
  • Entspannung
  • Anregung bei Müdigkeit
  • Verringerung von Hungergefühlen
  • Gefühl der Geborgenheit und Souveränität
  • Selbstsicherheit.

Gleichzeitig sind körperliche Reaktionen messbar, wie zum Beispiel

  • Verengung der Blutgefäße
  • Blutdruckanstieg
  • schnellerer Herzschlag.

Akute Gefahren

Nikotin ist ein hochwirksames Nervengift. Zunächst regt es die Nervenzellen an, später wirkt es lähmend. Die tödliche Dosis von 50 Milligramm wird bei einem Erwachsenen durch Rauchen nicht erreicht, da Nikotin im Körper durch die Leber sehr schnell wieder abgebaut wird. Die Nikotinmenge einer Zigarette würde – auf einmal eingenommen – eine schwere Vergiftung zur Folge haben. Für Kinder ist diese Menge tödlich.

Langfristige Gesundheitsschäden durch Nikotin

Nikotin verursacht Gefäßverengungen, die Herz- und Kreislaufschäden zur Folge haben. Das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu bekommen, wird erhöht. Durch mangelhafte Durchblutung des Körpers kann die Sehkraft nachlassen. Verschlüsse in den Blutgefäßen der Beine verursachen das sogenannte Raucherbein, das im schlimmsten Fall amputiert werden muss.

Langfristige Gesundheitsschäden durch Teer und andere Schadstoffe

Neben dem Nikotin enthält der Tabakrauch noch weitere Schadstoffe. Etwa 40 davon sind krebserregend, unter anderem der Teer. Diese winzigen Teerteilchen setzen sich in den Lungen und Bronchien ab und schädigen bzw. zerstören dort die Flimmerhäarchen, die die Atemluft filtern. Die Atemorgane werden anfällig für Bakterien und Viren. Starker Husten und chronische Bronchitis sind erste Anzeichen für eine Schädigung der Atemwege. Kohlenmonoxid ist ein weiterer gefährlicher Bestandteil des Tabakrauchs. Das giftige Gas gelangt ins Blut und wird dort anstelle des lebenswichtigen Sauerstoffs an die roten Blutkörperchen gebunden. Sauerstoffmangel ist die Folge. Rauchen verringert langfristig die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit und verkürzt die Lebenserwartung. (Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.) Rauchen und Lungenerkrankungen. Fakten zum Rauchen, Heidelberg, 2019)

Gesundheitsschäden durch andere Schadstoffe in E-Zigaretten

Charakteristische krebserzeugende Verbrennungsprodukte und Substanzen aus dem Tabakrauch kommen bei E-Zigaretten nicht vor. Dennoch handelt es sich um keine gesundheitlich unbedenklichen Produkte. „Beim Erhitzen der Liquids in  der  E-Zigarette  entsteht  ein  Aerosol, das aus feinen und ultrafeinen Flüssigkeitspartikeln besteht. Für  manche  Aromen  ist  bekannt,  dass  sie  reizend  oder  für  Zellen  giftig  sein  können,  beispielsweise  Benzaldehyd  (künstliches  Bittermandelöl)  oder  Zimtaldehyd.  Einige  davon sind in Deutschland für E-Zigaretten verboten. Die Partikel des Aerosols können tief in die Lunge vordringen.  Es  ist  derzeit  unbekannt,  welche  gesundheitlichen  Auswirkungen die Aerosol-Partikel haben. . Im  Vergleich  zu  Tabakzigaretten  sind  E-Zigaretten  zwar  sehr wahrscheinlich deutlich weniger schädlich, dennoch sind sie keine harmlosen Life-Style-Produkte. Nichtraucher sollten  E-Zigaretten  wegen  der  unbekannten  langfristigen Auswirkung auf die Gesundheit nicht verwenden.“ (Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.)  E-Zigaretten. Fakten zum Rauchen, Heidelberg, 2018)

Gesundheitsschäden auf einen Blick

  • Erhöhte Krankheitsanfälligkeit durch chronische Bronchitis
  • Schwere Atemnot durch Lungenblähung (Emphysem)
  • Lungen- und Bronchialkrebs, Kehlkopf- oder Mundhöhlenkrebs
  • Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße und äußeren Gliedmaßen durch Verengung und Verkalkung der Blutgefäße
  • Raucherbein
  • Magenschleimhautentzündungen, Magengeschwüre

Passivrauchen

Nichtraucher rauchen passiv mit. Da der Raucher nur etwa ein Viertel des Tabakrauchs aufnimmt und diesen zum Teil wieder ausatmet, gelangt der Rest des Rauchs in die umgebende Luft. Das ist der ungefilterte Nebenstromrauch der glimmenden Zigarette. Die Schadstoffkonzentration in diesem Rauch ist bis zu 130mal stärker, so dass auch im Raum anwesende Nichtraucher gefährdet sind. Damit sind sie den gleichen Gesundheitsrisiken wie die aktiven Raucher ausgesetzt. Für Kinder ist das Passivrauchen besonders gefährlich, denn sie reagieren auf Nikotin und die übrigen Schadstoffe weitaus empfindlicher. . Laut GEDA-Studie (Gesundheit in Deutschland) waren im Jahr 2015 rund 11% der 18-jährigen und älteren Bevölkerung, die selbst nicht rauchten, regelmäßig einer Passivrauchbelastung ausgesetzt. Die höchste Exposition wurde bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 29 Jahren festgestellt. Laut der KIGGS-Studie des Robert-Koch-Institut (2014-2017) 40% der Kinder und Jugendlichen im Alter bis 17 Jahren wachsen mit mindestens einem rauchenden Elternteil zusammen auf. Kinder von rauchenden Eltern erkranken häufiger an Atemwegsentzündungen und Infektionen als Kinder von Nichtrauchern. Passivrauchen wird von einigen Wissenschaftlern als eine Ursache für den Plötzlichen Kindstod gesehen. Wenn Kinder im Raum sind, sollten Erwachsenen Rücksicht nehmen und nicht rauchen. Schwangere sollten nicht rauchen, da sie alle Schadstoffe über den gemeinsamen Blutkreislauf direkt an das ungeborene Kind weitergeben.

Beim  Konsum  von  E-Zigaretten  gelangen  Partikel,  Nikotin  und  weitere  Substanzen,  darunter  auch  krebs  erzeugende,  in  die  Raumluft.  Die  Belastung  ist  wahrscheinlich  deutlich  geringer   als   durch   Tabakrauch.   Eine   Gesundheitsgefährdung ist dennoch nicht auszuschließen, deren Ausmaß aber unbekannt. E-Zigaretten  sollten  daher  nicht  in  geschlossenen  Räumen  in  Anwesenheit  von  Nichtrauchern  verwendet  werden. (Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.)  E-Zigaretten. Fakten zum Rauchen, Heidelberg, 2018)

Vom Genuss zur Abhängigkeit

Tabakkonsum verursacht rasch eine körperliche und seelische Abhängigkeit. Die körperliche Entwöhnung von der Droge Tabak dauert jedoch nur wenige Tage und verursacht nur leichte Entzugserscheinungen. Weitaus stärker ist meist die seelische Abhängigkeit vom Rauchen. Viele Süchtige schaffen es erst, unabhängig zu werden, wenn sich die ersten Gesundheitsschäden bemerkbar machen. Siehe auch: Tabaksucht.

Aktueller Konsum

Generell ist der Konsum von Tabakprodukten in Deutschland seit den 2000er Jahren sukzessiv gesunken. Nach den aktuellsten Daten des Epidemiologischen Suchtsurveys 2015, die sich auf die 18- bis 64-jährige Bevölkerung beziehen, rauchen 31% der Männer und 26% der Frauen. E-Produkte zunehmend. (Quelle: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.)

Die Geschichte des Tabaks

Die ersten Hinweise auf den Tabakkonsum finden sich schon in Darstellungen der Mayas 600 v. Chr. Bei nordamerikanischen Indianern hatte das Tabakrauchen, zum Beispiel beim Rauchen der Friedenspfeife, kultische Bedeutung. Bis zur Entdeckung Amerikas war Tabak nur dort bekannt. Die Tabakpflanze wurde in Mitteleuropa zunächst als Heilpflanze verwandt, später kam sie auch als Genussmittel in Mode. Bald mischten sich die lokalen Regierungen in die Tabakwirtschaft ein und vergaben Konzessionen und Monopole. Sie erhoben Zölle und Steuern, manchmal, um die Sucht zu bekämpfen, aber auch, weil Tabak als lukrative Einnahmequelle erkannt worden war. Zunächst wurde Tabak in einer Pfeife geraucht, später in Zigarren. Erst seit Ende des 19. Jahrhunderts wurden Zigaretten produziert. Die erste Zigarettenmaschine von 1881 in den USA stellte 200 Zigaretten pro Minute her. Damit wurde der Tabakkonsum erheblich vereinfacht.

Rauchverbote

Der Tabak und das Rauchen hatten schon bald zahlreiche Gegner, die diese neue Mode mit teils drastischen Gesetzen unterbinden wollten. So verbot zum Beispiel Zar Michael Feodorowitsch 1634 das Rauchen bei Verlust der Nase. Friedrich der Große, selbst Raucher, verbot wegen Feuergefahr das Rauchen auf offener Straße. Schon 1651 gab es in Württemberg ein Anbauverbot für Tabak.

Jugendlichen ist das Rauchen erst ab dem 18. Lebensjahr erlaubt.

Seit 2007 gibt es das Nichtraucherschutzgesetz in Rheinland-Pfalz. In Schulen und Kindertagesstätten regelt der §5 das generelle Rauchverbot in den Gebäuden und auch auf den zu den Einrichtungen gehörenden Freiflächen. Dieses Verbot gilt gleichermaßen für Schülerinnen und Schüler, das Personal und die Besucherinnen und Besucher der Schulen und Kindertagesstätten. Bei Schulen erstreckt sich das Rauchverbot auch auf alle schulischen Veranstaltungen wie z. B. Klassenfahrten, Projektwochen und Nachmittagsbetreuung.

Seit dem 1. April 2016 gilt das Abgabe- und Konsumverbot von Tabakwaren an Jugendliche auch für E-Zigaretten und E-Shishas.

Tabaksteuern und Gesetze in Deutschland

Etwa 14.3 Mrd. Euro (Stand 2018) werden jährlich an Tabaksteuern eingenommen. Auf jeder Zigarettenschachtel und in der Werbung muss die Warnung „Rauchen gefährdet die Gesundheit“ laut Gesetz erscheinen. Ebenso sind die Hersteller verpflichtet, den Nikotin und Teergehalt einer Zigarette auf der Packung anzugeben. Tabakwaren dürfen nicht an Jugendliche unter 18 Jahren verkauft und nicht von ihnen in der Öffentlichkeit konsumiert werden. Seit 1974 darf in Radio und Fernsehen nicht mehr für Tabakerzeugnisse geworben werden.

Seit Anfang 2007 ist die Werbung für Tabakerzeugnisse in Zeitungen, Zeitschriften sowie im Internet verboten. Auch das Sponsoring grenzüberschreitender Veranstaltungen wie Formel-1-Rennen und Hörfunksendungen durch Tabakkonzerne ist unzulässig. Kino- und Plakatwerbung ist weiterhin möglich. Im Jahr 2016 wurde in Deutschland eine Richtlinie der Europäischen Union eingeführt, die die Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen für E-Zigaretten und Liquids neu regelt. In E-Zigaretten dürfen nun noch höchsten 20mg Nikotin pro ml sein. die Verpackung muss über die genauen Inhaltstoffe des Liquids aufklären und außerdem dürfen E-Zigaretten und Nachfüllbehälter nur noch mit Beipackzettel verkauft werden. Außerdem sind die gesundheitlichen Folgen des Konsums noch nicht ausreichend erforscht um eine Schädigung auszuschließen. Gerade Jugendliche können durch den Konsum in ihrer Lungenfunktion geschädigt werden. (Quelle: https://www.rauch-frei.info/)

Tabakindustrie und Werbung

1990 gab es in den alten Bundesländern 725 000 Zigarettenautomaten und 450 000 Verkaufsstellen für Tabak. 30 Prozent aller Zigaretten werden an Automaten gekauft. Circa 300 verschiedene Zigarettenmarken sind in Deutschland auf dem Markt. Die Ausgaben der Tabakindustrie für Werbung, Promotion und Sponsoring beliefen sich im Jahr 2016 auf 212 Mio. €.  Die Tabakwerbung ist sehr umstritten.

Die gesamtwirtschaftlichen Kosten, die auf das Rauchen zurückgehen, belaufen sich in Deutschland jährlich auf 79,09 Milliarden Euro. Die direkten Kosten (z.B. Kosten für die Behandlungen tabakbedingter Krankheiten, Arzneimittel etc.) des Tabakkonsums betrugen 25,41 Milliarden Euro, auf die indirekten Kosten (z.B. Produktivitätsausfälle) entfielen 53,68 Milliarden Euro.

Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum (2015): Die Kosten des Rauchens in Deutschland. Heidelberg.

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